Für viele Menschen ist die Kultur der Tuareg eine exotische Kultur, die weit weg ist und romantisiert wird. Aber das Leben meines Volkes ist von politischen Bedingungen geprägt und den mit damit verbundenen wirtschaftlichen Interessen verschiedener Länder verknüpft.
Meine Großeltern, und auch meine Eltern, sind mit ihren Viehherden noch nomadisierend durch die Weite der Wüste gezogen. Auch unsere Familie erlitt das Schicksal vieler Nomaden in den 70er Jahren. Die anhaltenden Dürren ließen das Vieh verenden und zwangen uns zum sesshaften Leben.
Die politischen Ziele Gaddafis, die Tuareg zu arabisieren und ihnen die jahrtausendealte Kultur zu nehmen, haben unser Leben grundlegend verändert. Und das nicht zum Guten.
Es wurde schwer, seinen Lebensunterhalt zu erwirtschaften. Für viele war die durch Gaddafis initiierten Rekrutierung vieler Tuareg, die einzige Möglichkeit zu überleben.
Als ich Kind war, sah das Leben noch so aus:
Aber auch das war nach Gaddafis Tod ein weiterer Grund, uns zu schikanieren und Repressionen auszusetzen.
Als die neue libysche Führung die Macht übernahm, wurde regelrecht Jagd auf Angehörige meines Volkes gemacht. Sämtliche Tuareg wurden für Gaddafi-Anhänger gehalten. Es kam zu Morden und Liquidationen.
Viele meiner Freunde habe ich nicht wiedergesehen.
Wer tiefer in das Thema eintauchen möchte, dem empfehle ich den Beitrag von Dr. Ines Kohl, die sich eindringlich mit unserer kulturellen Identität auseinandergesetzt hat:
www.ines-kohl.com/research-projects/tuareg-in-libya/
Dr. Anja Fischer, Kultur- und Sozialanthropologin, hat eine tolle Sammlung über unsere Kultur und ein kleines Wörterbuch:
www.imuhar.eu/site/de/home.php
Edgar Sommer schrieb 2003 mit Kel Tamashek – Die Tuareg ein deutsches Werk zu unserer Volksgruppe:
www.thalia.de/shop/home/artikeldetails/ID13569845.html
Die Autobiografie von Mano Dayak, eines Führers der Tuareg aus dem Aïr im Niger: Geboren mit Sand in den Augen
Zur musikalischen Einstimmung: